Ich meine ja nur
Gedanken eines Nichtjuden
Schon lange konsumiere ich kaum Medien aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich und auch Zeitungsmeldungen lese ich kaum da man den Eindruck gewinnen kann, dass in beiden Fällen Ausgewogenheit und die Berichterstattung, im Wortsinn, freundlich ausgedrückt zu kurz kommen.
So besteht eines meiner morgendlichen Rituale darin Artikel der NZZ zu lesen. Google und Co. haben das offenbar erkannt und so taucht seit einiger Zeit auch die Jüdische Allgemeine in meiner Leseleiste auf was mich dazu brachte zunächst darüber nachzudenken, ob ich überhaupt jemals bewusst Kontakte mit Menschen jüdischen Glaubens bzw. kontakte zu Menschen aus dem Staat Israel hatte.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass es nicht nur Menschen in meinem Arbeitsleben gab die ich bis heute sehr schätze, sondern wie unerwartet und selbstverständlich „jüdisches“ bei mir und meiner Familie Einzug gehalten hat. Ich möchte nicht zu viel aufzählen, aber schon ein Blick in mein Bücherregal reicht um dort das Alte Testament, die Werke von Ephraim Kishon oder die CDs der unvergleichlichen Ofra Haza zu finden die leider viel zu früh von uns gegangen ist zu finden.
Erschreckt hat mich zunächst, in diesem Zusammenhang, dass man sich als deutscher Staatsbürger an die täglichen Angriffe, Übergriffe und Anschläge auf israelische Bürger, den Staat Israel und jüdische Gemeinden gewöhnt zu haben scheint und immer noch glaubt das diese Angriffe mit selbst gebastelten Raketen und Sprengkörpern eher zufällig das Ziel treffen, um dort geringen Schaden anzurichten.
Aber nun ist etwas passiert, was diesen Irrglauben Lügen strafen muss und alles in einem neuen Licht erscheinen lässt.
Mein erster Reflex war darüber nachzudenken, ob es so etwas wie Judenhass oder Antisemitismus in meinem Umfeld oder meiner Familie gibt oder ich etwas darüber wissen könnte. Die Familie konnte ich schnell und zuverlässig ausschließen was vielleicht auch daran liegen mag das die Familienmitglieder, die ab den 1920er Jahren indoktriniert wurden, nicht mehr unter uns sind und sich diese Saat nicht in den Kindern, Enkeln und Urenkeln fortgesetzt hat. Ein wenig stolz bin ich da schon.
In meinem erweiterten und großen Umfeld kenne ich tatsächlich nur eine einzige Person die den Unsinn mit den „Protokollen“ aus unbekannter Feder, welche 1903 im russischen Kaiserreich entstanden sind und schon wenige Jahre später, heute würde man sagen, als Fake entlarvt wurden glaubt.
Schockierend ist die Erkenntnis für mich, dass ich aber deutlich mehr als 15 Menschen kenne die entweder offen oder darauf angesprochen nicht zimperlich mit ihren Äußerungen sind, wenn es um Israel oder Menschen jüdischen Glaubens geht. Um es hier vorwegzunehmen meine ich nicht eine zum Teil berechtigte Kritik an Israel oder eine harmlose Meinungsäußerung die nach deutschem Recht gedeckt wäre. Ich meine tatsächlich die offene Ablehnung die zum Teil schon fanatische Züge annimmt und mich in dieser Wucht erschreckt.
Somit muss ich mir eingestehen das Deutschland ein Antisemitismusproblem hat.
Auch das es mittlerweile eher ein importiertes Problem ist macht die Sache nicht im Geringsten besser, sondern eher viel schlimmer, denn als Deutscher habe ich in der heutigen Zeit kaum eine Möglichkeit mich gegen diese Entwicklung zu stemmen oder diese Missstände klar und deutlich zu benennen. Versuche ich das auch nur im Ansatz, dann bin ich im Idealfall nur die „Kartoffel“ oder fremdenfeindlich was in Ballungszentren wie Duisburg schnell unangenehm werden kann da hier der Anteil an Migranten mit muslimischen Wurzeln in manchen Stadteilen 60 Prozent übersteigt und bezogen auf die Stadt bei gut 30 Prozent liegt.
Mein erster persönlicher Kontakt zu diesem importierten Hass war ein ehemaliger Nachbar aus der Türkei der mich nach kurzer Zeit fragte, ob ich nicht auch „gegen Juden“ sei und aus seiner Einstellung keinen Hehl machte. Das ist nun gut 20 Jahre her und ich konnte damals nur verschämt darauf hinweisen, dass man so etwas nicht einmal denken dürfe. Der zweite Schock kam einige Monate später als wir bei den Nachbarn eingeladen waren und die Kinder sich eine Zeichentricksendung via Satelliten anschauten. Der Inhalt ist schnell zusammengefast da offenbar israelische Soldaten ein Dorf überfielen, Frauen und Kinder schlugen und die Männer töteten. Eines der Kinder wurde erwachsen und übte blutige Rache was ihn zum Volkshelden machte, dem man nacheifern muss, zumal er dies alles mit „Gottes Hilfe“ tat.
Bitte verstehen Sie mich hier nicht falsch, aber wenn es um das „nicht vergessen“, die „Erbschuld“ oder ähnliches geht, kann ich nur feststellen das ich das nicht war und ich mich keinesfalls in einer kollektiven Haftung über Generationen hinweg, sehe. Was jedoch mehr als eine Schande ist, ist das es in Kinderzimmern auf deutschem Boden antisemitische Propaganda rund um die Uhr gibt.
- Es ist eine Schande, wenn gewählte Volksvertreter alles in die rechte Ecke drängen und verfolgen lassen, obwohl der echte importierte Judenhass mittlerweile hinter jeder Ecke lauert.
- Es ist eine Schande, wenn linke Romantik übersieht, wen man da mit Hilfspaketen überschüttet. Da sind mit deutschen Mitteln finanzierte Rundfunksender mit ihrer Propaganda ebenso für die aktuellen Anschläge verantwortlich wie andere Hilfs- und Lebensmittellieferungen.
- Es ist eine Schande, wenn deutsche Politik glaubt mit NGOs Hilfslieferungen so steuern zu können das Terrororganisationen nicht davon, direkt und indirekt, profitieren.
- Es ist eine Schande, wenn man deutsche Gesetzte nur selektiv anwendet. Wer zu Hass oder zu Gewalttaten aufruft, wer gegen Fremde, gegen Menschen anderer Hautfarbe oder solche, die eine andere politische Meinung haben, aufhetzt, macht sich strafbar. Er begeht Volksverhetzung. Er stört, wie es im amtlichen Deutsch heißt, den öffentlichen Frieden. Somit wären bis zu fünf Jahre Haft für jeden Teilnehmer der nicht genehmigten Kundgebungen, auch in Duisburg, möglich. Selbst die öffentliche Billigung der jüngsten Angriffe wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
- Es ist eine Schande nicht anzuerkennen das sich Israel im Krieg befindet und nun echte Solidarität gefragt ist sofern es nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben sollten.
- Es ist eine Schande, wenn nur ein einziger Polizist auf deutschem Boden eingesetzt werden muss, um ein jüdisches Gotteshaus zu schützen.
Ich halte nichts von Aktionismus und daher habe ich einige Tage gebraucht, um über diese Zeilen nachzudenken, aber wenn man Herr im eigenen Haus bleiben will und es gilt die rechtlichen und moralischen Maßstäbe zu verteidigen, dann ist Stärke und Härte gefragt. Auch, oder besonders von Deutschland.
Zum Schluss beliebt mir nur die Erkenntnis das ich jederzeit auf das Leben anstoßen werde, aber mir immer mehr zu Bewusstsein kommt, das man das Leben schützen und gegen Angriffe verteidigen muss.
p.s.: Die Vertipper bitte ich zu entschuldigen – die Emotionen kochen ein wenig…