Ich meine ja nur
Hass!
…und eine kurze Zündschnur
Das sich die Gesellschaft massiv verändert hat dürfte mittlerweile wohl auch dem letzten Bürger aufgefallen sein. Wenn nicht, dann lebt man vielleicht in einem Paralleluniversum oder heißt Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump und macht sich die Welt wie sie einem gefällt.
Nicht erst seit dem Zeitpunkt seitdem wir uns mit dem Coronavirus beschäftigen dürfen, fällt auf, dass politische Ansichten, Ansichten zur Ökologie oder sogar zur profanen Unterhaltung anders diskutiert werden, als dies noch vor 10 oder 20 Jahren der Fall war. Wenn ich mir nun in dieser Zeitachse umschaue, was sich noch elementar verändert hat finde ich eine Berichterstattung, die diesen Namen nicht mehr verdient und soziale Medien, die mit ihren Algorithmen für eine persönliche Informationsblase sorgen in der sich die Akteure wohl und besättig fühlen. Die Folgen sind für eine Gesellschaft, die konstruktiv, ausgeglichen und um sozialen Frieden bemüht sein muss, verheerend und sogar vergleichbar mit dem Vorgehen totalitärer Systeme zur Verhaltenssteuerung der Bevölkerung. Seien es nun gegenwärtige Staaten oder das ehemalige „Tausendjährige Reich“.
Das Ergebnis eines solchen Dauerfeuers sorgt bei vielen Menschen zu fanatischen Ansichten, welchen man mit Fakten oder „Beweisen“ nicht widersprechen kann. Denn dieser Fanatismus ist vergleichbar mit dem politischen Extrem eines Nationalem Sozialismus, eines Kommunismus der Kulturrevolution oder dem religiösen Fanatismus eines islamischen Staates.
Wenn Ansichten zu einer Religion werden, die man wie eine Monstranz vor sich herträgt, ist der Austausch von Argumenten vollkommen sinnlos, denn diese werden nicht toleriert oder gehört.
Findet jedoch kein Diskurs in der Sache statt und werden keine Sachargumente geduldet, hat man schon mehr als nur einen Grundstein für Ausgrenzung, Verfolgung und Faschismus egal welcher Prägung gelegt. Es ist dann nur ein kleiner Schritt bis zum tätlichen Übergriff und diese Gefahr wächst von Minute zu Minute, in der wir nicht erkennen, wie man uns steuert. Irgendwann wird die persönliche „Zündschnur“ so kurz, dass eine Zündung nicht mehr sicher vorgenommen werden kann. Die Kollateralschäden sind dann so sicher, wie das Amen in der Kirche oder der Milan am Windrad.
Wie kurz solche „Zündschüre“ schon geworden sind mussten wir einmal mehr vor Kurzem erleben. Diese Taten sich verabscheuungswürdig, aber man muss sich natürlich auch fragen, wie es zu solchen Taten kommen konnte und wie es dazu kam, dass man nicht mehr diskutierte, Argumente austauschte und im Zweifel einfach auseinanderging.
Die Antwort könnte sein, dass jeder für sich in einer fanatischen Ideologie verhaftet war, die es nicht zulässt, auch nur einen Fußbreit vom Gebetbuch abzuweichen und einen sogar dazu verpflichtet dem Gegenüber Paroli zu bieten. Also nicht nur dagegenhalten, die Stirn bieten, sondern doppelt heimzahlen und nichts schuldig bleiben!
Eskalation des Handelns und der Sprache
Dabei sind die Eskalationsstufen fließend. Es gibt, hauen, stechen, schießen und gerne auch die besonders feige Sachbeschädigung von Auto, Haus und anderen Dingen zu nächtlicher Stunde. Eine schöne neue Welt haben wir da geschaffen. Auch in der Sprachwahl.
Ich erinnere mich noch gut, als vor wenigen Tagen eine Gruppe vermummter Linker den Informationsstand der AfD in Duisburg blockierte, interessierte Bürger abhielt den Wahlkampfstand zu besuchen und skandierte „Ganz Duisburg hasst die AfD“. So ein Vorgehen würde man in einer Demokratie, sofern man diese ernst nimmt, nicht vermuten. Denn hier werden Bürger, also der Souverän, davon abgehalten sich zu informieren und man ruft zum Hass gegen Andersdenkende auf die eine zugelassene Partei und deren rund 10 Prozent Wähler in Duisburg vertreten.
Hierzu sei angemerkt, dass ich keine Partei, deren Vertreter oder deren Wähler hasse. Ich mag sie zum Teil nur nicht und mir persönlich fehlt das Verständnis wie man so manche Akteure, mit eigenem wachem Verstande, wählen kann.
Aber auch sonst grassiert eine Sprachwahl die mir Angst macht. So werden aus Menschen, die einer Coronaimpfung und deren Begründung skeptisch gegenüberstehen, plötzlich und pauschal zu Querdenkern, Verschwörungstheoretikern, geistigen Brandstiftern und Gemeinwohlschädlingen die es auszugrenzen und zu sanktionieren gilt. Sollten dann selbst Reise-, Restaurant- und Arbeitseinschränkungen nicht helfen die politisch gewollte Impfquote zu erfüllen, muss im religiösen Eifer ein gesellschaftlicher Druck aufgebaut werden, der auch Familienmitglieder und Arbeitgeber erfasst, die sich somit zu Handlangern der Politik machen, welche sich schon vielfach geirrt hat. Hilft das auch nicht, wird das Freitesten eben kostenpflichtig und/oder man schließt nicht geimpfte Personen eben aus der Gesellschaft aus. Interessant ist hierbei aber, dass genesene, welche ja einen deutlich besseren Schutz als geimpfte besitzen, nach 6 Monaten wie ungeimpfte oder nie infizierte Personen behandelt werden.
Wie weit werden wir gehen?
Das interessiert mich brennend, denn ich (und ich glaube nicht das ich das wirklich sage) gehöre einer anerkannten Religionsgemeinschaft an deren dritte Leitlinie wie folgt lautet: „Der eigene Körper ist unantastbar und unterliegt allein dem eigenen Willen.“
Sollte ich mich also aufgrund meiner Religion dazu entschließen mich als genesener nicht impfen zu lassen, was wird dann geschehen? Wird man zum Mittel der Zwangsimpfung greifen? Wird man meine religiösen Leitlinien respektieren?
Artikel 4 Grundgesetz
Der Artikel 4 GG schützt die Freiheit von Glauben und Gewissen. Diese Aspekte weisen einen engen Bezug zur durch Art. 1 Absatz 1 GG geschützten Menschenwürde auf, weswegen die Rechtsprechung ihnen einen besonders hohen Stellenwert in der Rechtsordnung beimisst.
Die durch Artikel 4 GG verbürgten Freiheiten dienen vorrangig der Abwehr hoheitlicher Eingriffe durch Grundrechtsträger, weswegen sie Freiheitsrechte darstellen. Darüber hinaus begründen sie eine Schutzpflicht für den Staat: Dieser muss den Grundrechtsträgern eine Sphäre schaffen, innerhalb derer sie sich religiös entfalten können. Zudem soll er vor Störungen der freien Grundrechtsausübung schützen. Schließlich enthält Art. 4 GG ein gleichheitsrechtliches Element, indem er den Staat zur Neutralität in Bezug auf Religion und Weltanschauung verpflichtet. Dieses Neutralitätsgebot zeigt sich in drei Ausprägungen: Der Staat darf sich nicht mit einzelnen Glaubensgemeinschaften identifizieren, muss Toleranz gegenüber unterschiedlichen Glaubensrichtungen üben und diese in gleicher Weise behandeln.
Was wäre, wenn? Eine provokante Frage?
Sollte der Staat nun meine religiösen Überzeugungen bei Seite wischen und sich auf das vermeintliche Allgemeinwohl und den Schutz von Alten und Minderjährigen verweisen, müsste er dann nicht auch die körperliche Unversehrtheit von Minderjährigen schützen und die Genitalverstümmelung von Minderjährigen im Rahmen religiöser Weltanschauungen verbieten und unter Strafe stellen? Wie geht man mit der Halal-Schlachtung um? Wie steht es mit dem Thema Kannibalismus, bei dem die Eigenschaften des gegessenen auf die Gemeinde übergehen?
Zugegeben ist mir das Thema Kannibalismus spontan eingefallen, denn als ehemaliger gläubiger Katholik ist mir eingefallen das „Brot“ & „Wein“ nach der Wandlung (man erinnert sich an das Klingeln?) tatsächlich zu Fleisch und Blut von Jesus werden und wir seine Eigenschaften in uns aufnehmen. Ist das nicht auch ein kannibalistischer Akt? Ist es vielleicht sogar ein Aufruf, den man staatlich unterbinden muss?
Wenn wir uns alle retten wollen, brauchen wir Toleranz, Respekt gegenüber anderen Ansichten, die Kraft uns wieder zurückzunehmen, Gelassenheit und Eigenverantwortung. Eine zentralistische staatliche Regulierung, Sicherheit und Rundumversorgung kann, wird und darf es nicht geben. Alle die dies jemals versucht haben fanden sich nach kurzer Zeit in einer Diktatur wieder. Gescheitert sind diese Experimente ebenfalls und zum Teil mit grauenhaften Folgen für die Überlebenden.
Ich meine ja nur…